Chronik

Der Ort war unweit der alten Heerstraße nach Fritzlar und der späteren Straße Frankfurt – Kassel gelegen als bedeutendste ziegenhainische, ab 1450 hessische, Zollstätte, vermutlich mit Wall und Graben umgeben. Eine besondere Sehenswürdigkeit ist die evangelische Kirche mit querrechteckigem fensterlosem romanischen Chorturm, spätgotischem Rippengewölbe und einfacher Sakramentsnische, Turmportal und neugotischem Schiff mit spitzer Holzdecke von 1895 sowie nördlichem Portal von 1510. Die Grundsteinlegung zur neuen Kirche war am 2. Juli 1896. Die Bauarbeiten gingen gut voran. Schon am 14. November 1897 konnte die neue Kirche durch den Generalsuperintendenten Werner aus Kassel geweiht werden. Die 100 Jahr-Feier wurde im Juli 1997 mit einer dreitägigen Festveranstaltung begangen.

Die dem Ort umgebenen Waldgebiete mit den gut ausgebauten Wanderwegen bieten sich für Spaziergänge an. Das sportliche und kulturelle Leben prägen die örtlichen Vereine.

Seit der Einweihung im April 1999 steht mit dem “ZOLLHOF” ein Bürgerhaus zur Verfügung, in dem sowohl Jugendliche in eigenen Räumen, als auch den Bürgern ein Zentrum für alle Anlässe zur Verfügung steht.

Woher kommt der Name “SPECKSWINKEL”
Die Urkunde von 1223 gibt sehr wenig Aufschluss über die Herkunft des Dorfnamens.
Die Vorsilbe “Speck” hat schon zu allen Zeiten skurrile Deutungen entstehen lassen. Doch eines ist soweit gesichert, wenn auch von modernen Wissenschaftlern es als dilettantisch angesehen wird: man darf nicht nur vom Sprachlichen, Wort- und Silbenverschiebung ausgehen, sondern auch die örtlichen Begebenheiten spielen eine wesentliche Rolle.

Da Speckswinkel auf einer Höhe liegt, von Wald und Sumpf weiträumig umgeben war, bzw. ist, eine alte Handelsstraße durch oder an Speckswinkel vorbei führte, muß auf irgend eine Möglichkeit verwiesen worden sein, um diese Straße mit Wagen zu erreichen. Hier handelt es sich nicht um die alte Heeresstraße, die aus taktischen Gründen nie eine Niederung durchfuhr, und Überschwemmungs- gebiete mied.

In Norddeutschland ist der Name “Speck” – Straße, Koppel, Weg häufig zu finden. Gesprochen wird hier von Knüppeldämmen, die ein Überqueren von Sümpfen möglich macht. Oft waren mehrere Schichten darüber gelegt.
Otto KNAAK zitiert in seiner Chronik auf S. 11 den Schreiber einer Pfarrchronik: In der Beurteilung der Vorsilbe “Speck” sind wir uns einig. Auch die Silbe “Winkel” findet eine Deutung. Dazu führt er aus: “Speckswinkel liegt in einem Winkel”, dessen Schenkel durch Krücke und Henkelsberg mit ihren beiderseitigen Ausläufern gebildet werden, die sich oberhalb des Dorfes schneiden. Der unterhalb des Dorfes beginnende, sich nach Hatzbach hinziehende Wiesengrund, muss vor langer Zeit ein ewiger Sumpf gewesen sein, denn dieses beweisen Bodenproben an verschiedenen Stellen und Gebieten.
Desgleichen sind Bodenproben in der Höhe des Etzgeröder Hofes untersucht worden. Die Handelsstraße, die von Momberg über Speckswinkel, Erksdorf führte, musste dieses Gebiet passieren.

Im “Hessenland” Sept. 1928 untersuchte Prof. Schröder – angeregt durch verschiedene Schreibweisen von Speckswinkel – eine Deutung. So wurde 1223 in der Urkunde des Klosters Haina “Speckeiswinkil” geschrieben. In einem Ziegenhainer Güterverzeichnis des 14. Jh. können wir dann “Speckeiswinkil”, und zwar in einer Heberolle von Rauschenberg und 1493 Spexwinkel entdecken.

KNAAK schreibt: In seiner humorvollen Betrachtung wollte er die Speckswinkler von dem Verdacht, besondere Speckesser zu sein, in der Öffentlichkeit befreien. Kriegsjahre waren dazu angetan solche Vorstellungen in den Leuten zu wecken.
So kommt er zu dem Ergebnis, dass sich Speckswinkel durch Lautverschiebungen entwickelt haben muß. Er glaubt, wie sich aus dem nichts in der Umgangssprache das nichts, nix entwickelt hat. Verweilen wir einen Augenblick und überlegen einmal.
Im niederdeutschen Sprachgebrauch wird eine Deutung bestätigt, denn da heißt es: nichts = nicht, nicksmütte = unnütz, vergeblich, nicht zu gebrauchen, dat ess’n nicksmütte Arböyj = das ist unnütze Arbeit, Anlage, nicks int der Stie = nichts aus der Stelle, also, trisch’ wie in Hessen gesagt wird.

Auf Anfrage bei der Universitätsbibliothek, Stuttgart, hat lt. NAUMANN in einem Brief von Dr. L. REICHARD folgende Deutung mitgeteilt bekommen. Er schreibt unter anderem:
Die Lesung der Stelle durch den Historiker als “Speckeiswinkil” ist falsch. Richtig ist “Speckecswinkil” speckiger Winkel, d.h. abgelegener Ort mit fetten Böden.

Das zu erschließende Adjektiv mittelhochdeutsch “speckec” / speckig = fettig, ist eine normale Ableitung mit -ec/-ig von mittelhochdeutsch spec = Speck. Es werde und wird auch in übertragener Bedeutung für fette Böden verwendet.
Das Wort mittelhochdeutsch “winkel” hatte die Bedeutung Winkel, Ecke, abseitsgelegner, verborgener Raum, Ort.
Die Entwicklung von Speckecswinkel zu Speckswinkel beruht – so Dr. REICHARDT – auf Silbendissimilation, d.h. Ausfall des zweiten ec. Aus dieser kurzen Zusammenstellung zur Klärung des Dorfnamens Speckswinkel kann sich jeder seine Deutung heraussuchen. Ob beide Deutungen nun richtig sind, kann und will ich nicht behaupten.
Zwei Möglichkeiten haben wir aufgezeigt, was richtig oder falsch ist, wird die Geschichte/Forschung zeigen.

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